Samstag, 3. August 2013

Henning Mankell: Der Chronist der Winde

"Auf einem Hausdach aus sonnengebranntem, rötlichem Lehm stehe ich, José Antonio Maria Vaz, in einer schwülen, feuchten Nacht und warte auf den Untergang der Erde.“

Irgendwie habe ich mich bisher immer um Henning Mankell gedrückt. Keine Ahnung warum. Aber bisher hatten mich seine Bücher nie so sehr gereizt, als das ich sie auch mit nach Hause genommen hätte. Jetzt habe ich mir aber endlich einen Ruck gegeben und mir den „Chronist der Winde“ besorgt – und ich war wirklich total begeistert! Ein spannendes, toll geschriebenes Buch, das einen bis zum Schluss auf ein Happy End hoffen lässt – obwohl man genau weiß, dass es nicht passieren wird. 

Worum geht es also? Der Bäcker José Antonio Maria Vaz lebt in einer kleinen afrikanischen Stadt am Meer. Eines Nachts hört er plötzlich Schüsse aus dem Theater neben der Bäckerei. Als er nachschaut, was passiert ist, findet er auf der Bühne den angeschossenen Straßenjungen Nelio liegen. Nelio ist eine kleine Berühmtheit in der Stadt. Noch nie wurde er von den anderen Straßenkindern verprügelt. Die Menschen glauben, er hat hellseherische Fähigkeiten. Und nun liegt Nelio plötzlich im Sterben.

José Antionio trägt den schwerverletzten Jungen auf das Dach des Theaters, damit er nicht gefunden wird. Er will Nelio überreden, dass er in Krankenhaus muss. Doch der Junge weigert sich. Statt dessen beginnt er dem Bäcker seine Lebensgeschichte zu erzählen: von seinen Eltern, von den Banditen, die seine Schwester töteten und ihn entführten, um aus ihm einen Kindersoldaten zu machen, von seiner Flucht und wie er schließlich in der Stadt landete und dort schließlich zum Anführer einer kleinen Gruppe von Straßenkindern wurde, die ständig auf der Suche nach Essen und Geld sind.

Mit kurzen Sätzen und einer unheimlich schönen Sprache beschreibt Mankell das Leben dieser hoffnungslosen Kinder, die es trotzdem irgendwie schaffen, aufzustehen und versuchen, gegen ihr Schicksal anzukämpfen. Natürlich wird einem beim Lesen schon bewusst, dass das wahre Leben auf der Straße viel härter ist, als bei Mankell. Trotzdem wurde ich total in diese traurige Geschichte hinein gesogen und habe immer gehofft, dass es vielleicht doch noch Hoffnung für Nelio und die anderen Kinder gibt….

LG Cat

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