Montag, 28. März 2016

Amélie Nothomb: Die Kunst, Champagner zu trinken



Eine mir bisher unbekannte, belgische Autorin hat hier eine kuriose Lobeshymne auf den Champagner geschrieben. Schon im ersten Satz verfällt man in einen Rausch:

„Einen Rausch sollte man nicht improvisieren. Sich zu betrinken ist eine Kunst, die Talent und Sorgfalt erfordert.“

Da hört ihr es! Darum geht es im gesamten Werk. Und weil es zu zweit viel mehr Spaß macht, sucht sich Amélie (ja, die Autorin ist selbst die Ich-Erzählerin im Roman) eine Saufkumpanin. Diese findet sie nach einigem hin und her in der jungenhaft aussehenden, aufstrebenden Schriftstellerin Petronille Fanto. 

Gemeinsam erleben sie feuchtfröhliche Stunden. Aber wie das immer so ist, bringt der Alkohol auch ihr wahres Ich zum Vorschein. Petronille lässt zum Beispiel oft ihre Arbeiterklasse und burschikoses Verhalten raushängen und eckt damit in feineren Gesellschaften an. Trotzdem entsteht eine jahrelange Freundschaft, die nur überlebt, wenn ab und zu mal Funkstille herrscht. Denn sie ist auf wackligen Champagnerflaschen gebaut, die die gute Laune schnell in bitterbösen Streit umschlagen lassen können. 

Mittwoch, 23. März 2016

Jonathan Safran Froer: Alles ist erleuchtet

"Geniestreich". "Totkomisches, totlustiges Romandebüt". "Der neue Superstar der amerikanischen Literaturszene". 

Als Jonathan Safran Froers Erstlingswerk 2002 auf den Markt kam, überschlugen sich die Kritiker vor Begeisterung. Da kommt ein 24-jähriger Amerikaner daher und schreibt einen so Aufsehen erregenden Roman, dass prompt ein Hype um ihn gemacht wird, die Geschichte in über 20 Sprachen übersetzt und Froer über Nacht quasi zum neuen Literatur-Superstar wird. 2003 und 2004 wird Froer mit Preisen und Stipendien überhäuft, damit er an seinem zweiten Roman schreiben kann. Sogar einen Vorschuss von einer Millionen Dollar soll Froer für sein zweites Werk bekommen haben, eine Summe, die sonst höchstens hoch bekannten Bestsellerautoren vorbehalten ist.

Sonntag, 20. März 2016

Besuch auf der Leipziger Buchmesse

In diesem Jahr hat es endlich mal wieder geklappt. Schon lange wollte ich mal wieder auf eine Buchmesse gehen! Zwar war es dieses mal auch nur ein Tagesausflug, aber hey - wenigstens etwas Messeluft schnuppern, an wundervollen Verlagsständen stöbern und in lauter tollen Bücher blättern. Für einen kleinen Rausch von Buchtrunkenheit reicht ein Tag Leipzig also allemal. Auch wenn man als Süchtiger immer mehr will. :)

Also, früh aus den Federn, ab zum Hauptbahnhof und dann in die Messehallen. Schon morgens strömten Massen an Buchliebern in die Glashalle. Für mich immer schön zu sehen, dass wir Buchliebhaber immer noch so ein großes Volk sind.Vorgenommen hatte ich mir für diesen einen Tag nichts, zwei Termine hatte ich vorab ausgemacht. Ansonsten wollte ich mich einfach treiben lassen und schauen, was es zum Entdecken gibt.

Sonntag, 13. März 2016

Naomi Wood: Als Hemingway mich liebte

„Als Hemingway mich liebte“ von Naomi Wood
Hoffmann und Campe
366 Seiten
20,00 € (Hardcover)
Ein Buch, das ich in meiner Frühjahrs-Vorschau vorgestellt habe, habe ich tatsächlich schon geschafft zu lesen. Fazit vorweg: Es war genau das, was ich erwartet hatte! Warum?

Vier Ehefrauen - keine war die richtige?
Inhaltlich geht es um die vier Ehefrauen - Hadley, Fife, Martha und Mary - des großen Ernest Hemingway. Der Roman ist chronologisch in vier Teile gegliedert.  In dem jeweiligen Abschnitt über die aktuelle Ehefrau wird dann in der Zeit vor und zurück gesprungen. Es setzt ein mit dem Ende der Ehe und zeigt dann in Rückblenden die glücklicheren Jahre.  Sehr gelungen, denn sonst wäre es etwas zu langweilig aufgebaut. So wird es auch kein kitschiger Liebesroman, denn schließlich erwartet man von Anfang an kein Happy End.

Freitag, 11. März 2016

Agatha Christie: Der Tod wartet

„Du siehst doch ein, dass sie sterben muss?“ – Zack! Gleich mit dem ersten Satz hat Agatha Christie mich wieder gefangen. Viel dramatischer kann ein Krimi ja fast gar nicht anfangen. Und schon fühlt man sich mitten in der Geschichte drin, belauscht mit Meisterdetektiv Hercule Poirot ein Gespräch durchs offene Fenster eines Hotelzimmers in Jerusalem. Was Poirot für eine Unterhaltung über ein Theaterstück oder eine Probe dessen hält – wird aber grausame Realität!

Der Tod wartet bzw. Appointment with Death im Original ist Agatha Christies 23. Kriminalroman und erschien bereit 1938. Zwischendurch erschien auch eine Übersetzung unter dem Titel Rendezvous mit einer Leiche. Inspiriert wurde Christie zu diesem Fall auf einer Reise mit ihrem Mann, Max Mallowan, auf der sie selbst Jerusalem und schließlich Petra, wo auch die weitere Handlung dieses Krimis stattfindet, besuchte. Petra – die rote Stadt, ein einsamer, fast mystischer Ort versteckt in einer Schlucht – der ideale Platz für einen Mord. Doch das Lokalkolorit spielt für Christie wie immer eher eine Nebenrolle, vielmehr geht es um die Psyche des Menschen und was ihn handeln lässt.

Sonntag, 6. März 2016

Patricia Highsmith: Der talentierte Mr. Ripley

Manchmal zahlt es sich wirklich aus, dass ich von Filmen so wenig Ahnung habe. Bei Bücher kann ich meist sagen: Kenn ich, hab ich gelesen, will ich noch lesen, hab ich von gehört. Bei Filmen muss ich leider oft passen. Aber manchmal ist das auch total von Vorteil. Denn so kann ich ganz unvoreingenommen so manche Geschichte lesen, ohne immer die Bilder des Filmes im Kopf zu haben und sie von vornherein zu vergleichen. So auch bei Patricia Highsmith talentierten Mr. Ripley. Die meisten kennen wohl den Film mit Matt Damon in der Hauptrolle. Ich habe diesen in der Tat noch nicht gesehen, wollte aber schon ewig das Buch lesen - und habe das nun endlich nachgeholt!

Schon 1955 schrieb Highsmith ihren Roman, der zunächst unter dem Titel "Nur die Sonne war Zeuge" erschien. In nur sechs Monaten war ihr Roman fertig und nachdem das Buch so gut ankam, folgten gleich vier weitere Romane um Tom Ripley. Aber wer ist dieser Mr. Ripley eigentlich? - Tom Ripley lebt zu Beginn der Handlung in New York und hält sich mit Fälschungen und Betrügereien über Wasser. Bis eines Tages Herbert Greenleaf, der Vater eines Bekannten, bei ihm auftaucht und ihn um seine Hilfe bittet. Tom soll Dickie, den Sohn Greenleafs, zu seinen Eltern zurückbringen. Denn Dickie hat sich vor zwei Jahren nach Mongibello, einem Dorf bei Neapel, abgesetzt, verbringt dort seine Zeit mit Malen und Segeln, anstatt in das väterliche Unternehmen einzusteigen. Sowohl gutes Zureden also auch Drohen haben keinen Effekt auf Dickie gehabt. Nun hofft der Vater, dass Tom den verlorenen Sohn zur Heimkehr überreden kann.

Dienstag, 1. März 2016

Lesetipp des Monats: Der Golem

Im März möchte ich euch einen Zeitgenossen von Franz Kafka vorstellen: Gustav Meyrink. Er hat mit seinem Roman "Der Golem" in den Jahren zwischen 1915 und 1920 einen echten Bestseller gelandet - es ist eines der meist gelesenen Bücher dieser Zeit! 

Eckdaten zum Autor:

Gustav Meyrink wurde am 19.1.1868 in Wien geboren. Von 1889 bis 1902 lebte und arbeitete er als Bankier in Prag, dem Handlungsort seines Romans "Der Golem". 1905 zog er nach München und war als freier Schriftsteller tätig. Er starb 1932 in Starnberg. Das besondere an Meyrink und seinen Werken ist die Neigung zum Okkulten und Spirituellen. 1927 konvertierte Gustav Meyrink vom Protestantismus zum Mahayana-Buddhismus. Seine Werke gehören deswegen auch zum Genre der phantastischen Literatur, wie z.B. auch die Werke des bekannten E.T.A. Hoffmann. Sie mögen also einen etwas esoterischen Touch haben, aber gerade das Übernatürliche und Ungreifbare macht sie so spannend. Sie zeugen von alternativen Ideologien der damaligen Zeit.