So langsam haben wir uns an die Zahl 2013 gewöhnt. Doch das
Jahr 2012 ist noch nicht ganz vergessen und daher gibt es heute noch ein paar
Gedanken zum Buch des Jahres 2012. Denn so wurde „Der Hundertjährige, der aus
dem Fenster stieg und verschwand“ oft bezeichnet. Was für ein langer Titel ist
mir als erstes dazu eingefallen. Naja, aber da die Schweden ja als
Meisterautoren von allen Seiten gelobt werden und ich kein großer Krimi-Fan
bin, dachte ich, das wäre mal ein schwedisches Werk für mich.
Wie der Titel schon sagt, steht ein hundertjähriger Mann,
Allan Karlsson, im Mittelpunkt der Geschichte. Er haut an seinem Geburtstag aus
dem Altersheim ab, weil es ihm dort scheinbar zu langweilig ist. Planlos geht
er zum Busbahnhof, kommt in Besitz eines fremden Koffers und begibt sich auf
eine Reise ohne Ziel. Erst später entdeckt er, dass sich im Koffer mehrere
Millionen Schwedische Kronen befinden. Da geht das Schlamassel auch schon los.
Er wird selbstverständlich nicht nur von den Behörden und dem Altersheim gesucht,
sondern auch noch von den Kofferbesitzern, einer klein-kriminellen Gang. So
spinnt sich eine etwas abstruse und auch übertriebene Geschichte zusammen, die
immer wieder von langen Anekdoten aus dem noch längeren und überaus
ereignisreichen Leben von Allan Karlsson unterbrochen wird.
Anfangs amüsieren
einen die vielen kleinen Vorkommnisse und die Naivität des eher ungebildeten
Allan, der sich selbst in sehr jungen Jahren zum Sprengstoffexperten macht. Man
kann es ihm und seinem neuen Freund Julius anfangs nicht übel nehmen, dass sie
aus Versehen über Nacht die Kühlung im Kühlraum, wo sie einen der
Kofferbesitzer eingesperrt haben, laufen lassen und dieser am nächsten Morgen
erfroren ist. Man lacht auch anfangs über Allans Naivität und politisches
Desinteresse, das ihn leider nicht davon abhält trotzdem immer wieder in
wichtige hochpolitische Angelegenheiten verwickelt zu werden. So trifft er
beispielsweise auf Harry S. Truman, der ein guter Freund wird und ihm an
verschiedenen Stellen der Geschichte das Leben rettet. Aber auch viele andere
Staatsoberhäupter der Welt machen seine Bekanntschaft und gegen Ende der
Geschichte wurde mir dies zu viel. Die einzelnen Episoden aus Allans Leben
wurden so abstrus, dass er wirklich jedes politische Ereignis des 20. Jahrhunderts
maßgeblich beeinflusst hat, allen voran den Bau der Atombombe auf
amerikanischer und russischer Seite. Ich fand das beim Lesen irgendwann nicht
mehr so lustig und unterhaltsam wie am Anfang und wollte dann nur noch das Ende
der eigentlichen Geschichte erreichen.
Nichtsdestotrotz muss ich sagen, dass der Roman sehr
unterhaltsam geschrieben ist und sich wirklich nett liest. Wie gesagt, ein Tick
kürzer könnte er sein und ein paar Episoden könnte man überspringen. Aber
vielleicht liegt ja genau in diesem „Die Story-auf-die-Spitze-treiben“ das
Besondere dieses Romans. Man sollte sich nur im Voraus darüber klar sein keine
banale Alltagsgeschichte aufgetischt zu bekommen.
Liebe Grüße
Madeleine
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