Sonntag, 16. Dezember 2012

Yann Martel: Schiffbruch mit Tiger


„Ich hatte so viel gelitten, ich war ein finsterer und trauriger Mensch geworden.“

So beginnt Piscine Patel- genannt Pi - dem Interviewer, der auf der Suche nach einer beeindruckenden Geschichte ist, sein Leben zu erzählen. Und zu diesem Urteil hat er jedes Recht, wie wir beim Lesen dieses phantastischen Berichts erfahren.
Pi wächst als Sohn eines Zoodirektors im beschaulichen Pondicherry, Indien auf. Sein Vater bringt Pi und seinem Bruder Ravi früh bei, dass die Zootiere keine Spielgefährten, sondern gefährliche Lebewesen sind. Um das zu beweisen, lässt der Vater eine lebende Ziege vor Augen der Kinder an einen Tiger verfüttern… was natürlich die gewünschte Wirkung erreicht. Als der Vater beschließt nach Kanada auszuwandern, reist die Familie mit der Hälfte der Zootiere auf einem Frachter nach Kanada. Doch bereits nach einem Tag kentert das Schiff. Der sechzehnjährige Pi findet sich plötzlich mit einem Zebra, einer Hyäne, einem Orang-Utan und - wie der Buchtitel schon vermuten lässt – einem Tiger auf einem der Rettungsboote wieder. Nach und nach sterben die Tiere, bis nur noch Pi und der Tiger übrig sind. Da die Geschichte des Schiffbruchs immer wieder von Einschüben unterbrochen wird, in denen der Interviewer den alten Pi trifft, ist gleich zu Beginn des Buches klar, dass Pi diese Odyssee überleben wird. Aber wie überlebt man über 200 Tage mit einem Tiger im Boot? Ist die Geschichte wahr? Ist sie nur Traum? Entstanden im Delirium? Bloße Phantasie eines verängstigten Jungen? Oder die Geschichte eben doch so passiert, wie Pi sie erzählt?

Zugegeben: ich hatte das Buch schon oft im Laden liegen sehen und bin drum herum geschlichen. Aber so wirklich konnte ich weder dem deutschen Titel, noch dem englischen (Life of Pi) etwas abgewinnen. Schließlich hatte ich aber online so viel drüber gelesen, wie toll die Geschichte doch sein soll. Also habe ich mir einen Ruck gegeben – und wurde auf alle Fälle belohnt! Ein bisschen Abenteuerroman a la Robinson Crusoe und zum Teil genau im Stil von dessen Autor Daniel Defoe, ein bisschen Phantasie, ein bisschen Philosophie – das alles bietet Yann Martel seinen Lesern. Und am Ende steht die eine wichtige Frage: „Wenn Sie nur wahrhaben wollen, was Sie glauben können, wofür leben Sie dann überhaupt?“

Inzwischen ist das Buch vom Star-Regisseur Ang Lee (der auch schon bei „Sinn und Sinnlichkeit“ u.a. mit Kate Winslet aber auch bei dem Martial Arts Film „Tiger and Dragon“ Regie geführt hat) verfilmt worden und kommt zu Weihnachten in die deutschen Kinos. Auf YouTube & Co. kann man bereits die ersten Trailer ansehen. Die sehen auf alle Fälle sehr viel versprechend aus und warten mit bildgewaltigen Effekten auf. Ich bin schon sehr gespannt, wie das Ganze umgesetzt wurde, empfehle aber jedem - wie eigentlich immer - vorher definitiv das Buch zu lesen. Ich hab das Buch verschlungen, wollte es gar nicht mehr aus der Hand legen und das Ende hat mich wirklich umgehauen. Grade, weil es nicht ganz so eindeutig ist, wie man meint. Wir dürfen also gespannt sein!

Catherine





1 Kommentar:

  1. Danke für deinen Kommentar :) Ich habe das Buch jetzt auch durch und muss sagen ich bin begeistert. Das Ende hat mich ebenfalls umgehauen. Den Film werde ich mir morgen mal anschauen und bin gespannt wie das Buch umgesetzt wurde.

    LG
    Tina

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